Die Geschichte der Wehrendorfer Grundschule

Die heutige Grundschule Wehrendorf liegt am westlichen Ortsrand am Hang des Westerberges in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kindertagesstätte „Springlebendig“.  Die Wurzeln der Wehrendorfer Schule liegen bereits vor etwa 350 Jahren.

(Als Quelle für die hier aufgeführte Schulgeschichte dienten die vom Naturschutz- und Verschönerungsverein Wehrendorf e. V. in gedruckter Form herausgegebenen Schulchroniken und ein ausführlicher Bericht über die Schulgeschichte der damaligen Schulleiterin Margret Seiters aus der Ortschronik „925 Jahre Wehrendorf“. Die Bücher sind zahlreich bebildert und können von Interessierten auch käuflich erworben werden.)

17. / 18. Jahrhundert

1616

Die Witwe Heidewig von Münnichhausen (Besitzerin des Gutes Hünnefeld) stiftet in Bohmte eine Privatschule (nur zum Vergleichsmaßstab für eine Schule in unserer Region mit dem Ort Wehrendorf).

1616
1628

Im Osnabrücker Land wird durch eine Synode die Einrichtung von allgemeinbildender Schulen angeordnet.

1628
ca. 1650-1660

Der Schulbetrieb startet in Wehrendorf

(eine Urkunde mit genauem Gründungsdatum existiert nicht). Der Unterricht findet anfangs in Gerwins Kotten, später in Kahmanns Kotten statt (in der ganzen Region nutzte man damals vorhandene Bauten wie z.B. Heuerhäuser, Scheunen oder Speicher. Erst viel später wurden Schulgebäude gebaut.) Der Name des ersten Lehrers ist nicht bekannt. Eventuell ist es ein Herr Haarmeyer, der definitiv 1662 an der Wehrendorfer Schule als Lehrer gearbeitet hat.

ca. 1650-1660
1664

Anna Elisabeth von dem Bussche-Hünnefeld stirbt und vermacht der Schule die Brüggemann’sche Erbkötterei Nr. 24. Der Schulbesuch der Kinder ist aufgrund von Feldarbeit vor allem im Sommer und Herbst zunächst sehr unregelmäßig. Die Eltern damals empfinden regelmäßigen Schulbesuch noch nicht als wichtig.

1664
1764

Anekdote zum Schmunzeln (Teil1): Im Jahr 1764 wird der bisherige Zimmermann Clamor Heinrich Clausing zum Lehrer an der Wehrendorfer Schule. Er erhält die Stelle nicht aufgrund einer besonderen Eignung oder Vorbildung für den Lehrerberuf, sondern einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass er sich dazu bereiterklärt, die Witwe seines Vorgängers Jobst Heinrich Schröder zu heiraten.

1764

19. Jahrhundert

Lehrerausbildung

Bis ins 19. Jhd. hatten Lehrer noch keine fundierte Ausbildung und kein Lehrerseminar besucht, es genügten „Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen“.

 Dies war ausschlaggebend für die folgende Anekdote (Teil 2): Aus einem noch vorhandenen Schriftwechsel vom 6. August 1828 geht hervor, dass der Lehrer und Schulleiter Clamor Adolph Clausing in Wehrendorf verpflichtet wird, einen Gehilfen anzunehmen, da er sich bei einer Prüfung „im Rechnen sehr wenig geübt“ zeigt. Diesen Gehilfen muss der Lehrer selbst von seinem Gehalt bezahlen. Interessant dabei ist, dass dieser Clausing als Schulleiter Nachfolger seines Vaters Clamor Heinrich Clausing ist. Vermutlich ist es wohl mehr die verwandtschaftliche Beziehung als die Befähigung, die ihn in dieses Amt gebracht hatte. Zudem ist der Sohn bereits seit 1787 und damit seit 41 Jahren in Wehrendorf als Schulleiter tätig bis diese Auflage für den Mathematikunterricht kommt.

1827

Notwendiger Neubau der Schule

Eine Klärung der Finanzierung der Kosten zwischen Gemeinde Wehrendorf und Patronat des Hauses von dem Bussche-Hünnefeld führt zu einem Vergleich mit

a) Austausch landwirtschaftlicher Flächen in Wehrendorf und einer kleinen Flurbereinigung

b) Brüggemann`sche Erbkotten samt Zubehör und Land mit allen Rechten und Pflichten geht endgültig an die Gemeinde Wehrendorf

c) Wehrendorf erhält zudem 1550 Reichsthaler (hiervon müssen allerdings der Schulneubau sowie künftig anfallende Reparaturkosten bezahlt werden)

d) Haus Hünnefeld behält ausdrücklich das Patronatsrecht zur Besetzung der Lehrerstelle in Wehrendorf.

Im neuen Schulgebäude (aus Holz errichtet) erhält der Lehrer eine Wohnung mit Garten sowie 7 Scheffel Land zur freien Bewirtschaftung (allerdings bis zur Verkoppelung 1866 an verschiedenen Stellen des Ortes).

1827
19.6.1868

Nach nur 41 Jahren brennt das aus Holz errichtete Schulgebäude von 1827 komplett ab. Das Feuer bricht um 4 Uhr auf dem Boden des Hauses aus. Im Anschluss kommt der Lehrer bei der Witwe Kaump unter und der Schulunterricht wird bis zum Neubau der Schule in Obermeyers Scheune, dann in deren Speicher und schließlich im Gasthaussaal abgehalten.

19.6.1868
1869

Gemeinde Wehrendorf errichtet neues Schulgebäude
(diesmal aus Stein)

Es enthält 1 Schulzimmer, das beispielsweise im Jahr 1884 für die insgesamt 133 Kinder (63 Jungen  und 70 Mädchen) ausreichen muss. Die erste Klasse mit 76 Kindern wird vormittags, die zweite Klasse mit 57 Kindern nachmittags unterrichtet.

 –  Die Unterrichtssprache in der Schule ist Hochdeutsch. Dies führt oftmals zu Verständnisproblemen bei den Kindern, da in den Familien des Ortes ausschließlich Plattdeutsch gesprochen wird.
   – Die Lehrerwohnung umfasst 3 Stuben, 3 Schlafkammern, 1 Küche, 1 Keller, 1 Dreschtenne, 1 Viehstand sowie ein Dachgeschoss zur Lagerung von Getreide, Stroh, Heu und Holz.

– Für den Besuch der Schule müssen die Eltern der Kinder natürlich Schulgeld bezahlen. Fehlen die Kinder im Unterricht, so müssen die Eltern für jeden versäumten Schultag einen Groschen Strafe zahlen. Trotzdem sind Lehrer nicht wohlhabend. Es ist vielmehr so, dass das Einkommen trotz Aufstockung durch Nießbrauch (z.B. Ernte auf einem landwirtschaftlichen Grundstück) nicht ausreichte und der Lehrer nebenberuflich noch arbeiten gehen musste.

1869
1886

Bis zu diesem Jahr unterrichtet jeweils immer nur ein Lehrer bis zu 140 Kinder in zwei Klassen.

1886
1887

Dies ändert sich aufgrund stetig steigender Schülerzahlen und ein zusätzlicher zweiter Lehrer wird zur  Unterstützung eingestellt: eine dritte Klasse entsteht. Außerdem wird ein zweiter Schulraum (und einezweite Lehrerwohnung in Wehrendorf) gebaut, in der ab dem 13. Januar 1888 unterrichtet wird.

1887

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

1915-1918

Die Kaiserzeit bis zum Ende des ersten Weltkriegs

Dieser Weltkrieg hat in vielerlei Hinsicht negative Folgen für die Kinder. So muss die Wehrendorfer Schule beispielsweise von 1915 bis 1918 kriegsbedingt mit nur einer Lehrkraft auskommen. Aus diesem Grund muss auch die Anzahl der Unterrichtsstunden für die Schüler auf wöchentlich nur noch 18 Stunden für die 1. Klasse und 14 Stunden für die 2. Klasse reduziert werden. Infolge der Lebensmittelnot gerade in den Städten, werden viele Stadtkinder u.a. aus Osnabrück, aber z.B. auch aus dem Ruhrgebiet wie etwa Essen von der Wehrendorfer Landbevölkerung aufgenommen. So steigt die Schülerzahl gegen Ende des 1. Weltkriegs von 117 Kindern (1916) auf 158 an. Auf die Wehrendorfer Schüler kommt aus diesem Grund auch die Pflicht zum Sammeln verschiedener Dinge zu z.B. für das Vereinslazarett bei Bad Essen oder für die Militärpferde des Landes. Der Wehrendorfer Lehrer berichtet über den Sommer 1918 beispielsweise von 79 kg Brennnesseln (trocken), 2,5 kg Kamillenblüten 4440 kg Laubheu, 8 kg Löwenzahnpflanzen und 21 kg Bucheckern, die in diesem Sommer von den Wehrendorfer Schülern gesammelt werden. Darüber hinaus werden auch viele weitere Dinge von ihnen gesammelt wie etwa Obst, Fallobst und Obstkerne, Papier usw. Zusätzlich müssen die Kinder immer damit rechnen, dass Angehörige nicht mehr lebendig aus dem Krieg zurückkehren. Es ist für alle Beteiligten eine schwierige Zeit.

1915-1918
1919

Die Weimarer Republik

1919 entspannt sich die schwierige Lage für die Wehrendorfer Schule wieder, da nicht nur der grausame Erste Weltkrieg beendet war, sondern infolgedessen auch der frühere zweite Lehrer Paul Ziegler wiederkehren kann.
 

1919
1920

Da aus dem kaiserlichen Deutschland ein demokratisches geworden ist, wird auf staatliche Anordnung hin zum allerersten Mal auch ein Elternbeirat gebildet. Hierfür wurden 5 Männer gewählt: Heinrich Vathauer, Karl Beek, Heinrich Brinkmann, Friedrich Pralle und Ernst Ahlert.

1920
1929

Die Schüler bekommen inzwischen wieder deutlich mehr Unterricht. In diesem Jahr sind es z.B.
in der 1. Klasse (6. bis 8. Jahrgang) 28 Stunden
in der 2. Klasse (3. bis 5. Jahrgang) 25 Stunden
in der 3. Klasse (1. bis 2. Jahrgang) 12 Stunden
 
Außerdem bekommen die Kinder seit Ende der 1920er Jahre einmal jährlich eine ärztliche und zahnärztliche Untersuchung in der Schule, die durch Bad Essener Ärzte durchgeführt wird und sind gemeinsam mit den Lehrern seit 1929 im schulischen Bereich unfallversichert. 

1929
1933

Die Zeit des Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg

1933 fängt es zunächst scheinbar harmlos an.
Hier auf diesem Foto sieht man Lehrer Paul Ziegler mit sechs Schülerinnen (Liesbeth Thunhorst, Anni Oberschlake, Erna Heick, Elfriede Davidsmeyer, Erna Paul und Else Wischmeyer) während eines Ausflugs in den Bremer Zoo. Doch in den kommenden Jahren sollten sich im Schulleben viele Dinge ändern, von denen hier exemplarisch nur einige wenige aufgeführt werden können. Diese neue politische Situation einer Diktatur betrifft natürlich nicht nur die Grundschule Wehrendorf, sondern alle Schulen (inklusive Einfluss auf Lehrpläne, Fächer, Lehr- und Lernmaterialien, Lehrer und Schüler), Institutionen, Vereine und das gesellschaftliche Leben in ganz Deutschland.

1933
1934

1934 gibt es eine gravierende Änderung für die Elternmitarbeit. Auf Anordnung des Staates tritt an die Stelle eines frei gewählten Elternbeirates nun eine vom Schulleiter einfach nur berufene und festgelegte sogenannte Schulgemeinde. Diese besteht aus einem Mann und einer Frau. Dazu tritt ein von der Hitlerjugend entsandter Jugendführer, der für die „Verbindung von Staatsjugend und Schulgemeinde“ sorgen soll.

1934
1936

1936 wird verfügt, dass jede Schule einen von den Kindern zu pflegenden Schulgarten anzulegen habe, was in Wehrendorf auf dem Schulgrundstück „Tiefer Weg“ umgesetzt wurde.

1936
1937

1937 berichtet der Lehrer, dass der kurz vor seiner Konfirmierung stehende Wehrendorfer Schüler Heinz Becker in der Nähe seiner elterlichen Wohnung von einem Jungen, der erst vor wenigen Wochen seine Schulzeit beendet hatte, beim Spielen „mit einer Feuerwaffe erschossen worden“ ist. Die zunehmende Begeisterung im Nationalsozialismus für Waffen hat also bereits negativen Einfluss auf die Schülerschaft genommen.

1937
1941

berichtet der Lehrer, dass bereits seit vielen Jahren von den Schülern die unterschiedlichsten Materialien gesammelt werden. Hierzu sind sie seit Anfang 1941 vom Staat aus auch verpflichtet, denn „im jetzigen Kriege sind die Altmaterialien für das Wirtschaftsleben und die Erringung des Endsieges unentbehrlich.“ Die Schüler haben die Abfallstoffe aus allen Haushaltungen zu sammeln und mit in die Schule zu bringen, wo sie gewogen und für jeden Sammler in einem Punktesystem notiert werden.  Jeder Schüler muss pro Monat hiernach mindestens 3 kg Papier, ein ½ kg Knochen, ¼ kg Lumpen sowie Schrott und Buntmetalle in möglichst großer Menge sammeln. So kommt es, dass die gesamte Wehrendorfer Volksschule beispielsweise im 1. Halbjahr 1941 insgesamt 409 kg Knochen, 568 kg Lumpen, 503 kg Papier, 44 kg Buntmetalle und 1924 kg Schrott sammeln. Eine unglaubliche Menge. Man kann sich vorstellen, wie viel Zeit dies die Schüler gekostet hat.
Schüler ab 10 Jahren müssen zudem auch Heilkräuter sammeln, trocknen und abgeben. Die Mindestmengen pro Kind belaufen sich auf: 50 g Huflattichblüten, 475 g Huflattichblätter, 50 g Schöllkraut mit Blüten, 250 g Taubnesseln mit Blüten, 140 g Holunderblüten, 1 kg Johanniskraut mit Blüten, 200 g Garten- oder Walderdbeerblätter, 50 g Gänsefingerkraut mit Blüten, 1 kg Scharfgarbenkraut mit Blüten, 200 g Heidelbeerblätter, 280 g Heidelbeerkraut, 140 g Heidekrautblüten und 1400 g Brombeerblätter. Die Schulen haben die gesammelten Heilkräuter dann zu den Kreissammelstellen zu bringen von wo sie zu den Heilkräuterfirmen weitergeleitet werden. Die Schulen bekommen hierfür dann eine geringe finanzielle Vergütung.
Darüber hinaus müssen die Kinder in Schulsammlungen unter Verwandten und Bekannten regelmäßig Geld sammeln bzw. selbst monatlich Geld auftreiben für „Kriegsgräberpfennige“, „Jugendherbergspfennige“, „Volksdeutsches Kameradschaftsopfer“ usw. Als Belohnung erhält die Schülerschaft dann u.a. propagandistische Zeitschriften u.a. mit Zitat: „sehr schönen Abbildungen von deutschen Heldenfriedhöfen“.

Bereits seit 1940 wird die Schule laufend mit Propagandamaterial beliefert, dazu gehören u.a. die des Oberkommandos der Wehrmacht „Bilder der Woche“, sowie die Jugendzeitschrift „Hilf mit“ und die vom NS Lehrerbund herausgegebene Zeitschrift „Jugendburg“. Die letztere erscheint beispielsweise monatlich und wird vom 3. Schuljahr an als Klassenlesestoff benutzt und auch von allen anderen Schulen gehalten.

1941
1942

Seit 1942 wird auf behördliche Anordnung hin, in der Schule nur noch die Normalschrift (= lateinische Schrift) verwendet. Diese ersetzt die seit den 1930er Jahren verwendete Sütterlinschrift, welche ihrerseits für die Schüler eine Vereinfachung der deutschen Kurrentschrift gewesen war sowie die Frakturschrift. Die Schulchronik vermerkt hierzu: „denn wenn Deutschland in Europa führen will, müssen wir so schreiben und drucken, dass es alle lesen können.“
 
Außerdem wird 1942 vom Staat befohlen, dass die Schule eine Seidenraupenzucht anzulegen habe.  Hierfür waren bereits einige Jahre zuvor Maulbeerbäume im Schulgarten angepflanzt worden, deren Blätter die einzige Nahrung der Raupen bilden. Nachdem man im Juni ½ g Seidenraupenbrut geliefert bekommen hat, kann man im August 1000 Kokons abliefern und erhält als Lohn hierfür 8 Reichsmark. Auf diese Art und Weise soll die für Kriegszwecke notwendige Seide beschafft werden.

1942
1944

1944 Gegen Ende des Krieges kommen immer mehr Kinder an die Wehrendorfer Schule, die gemeinsam mit ihren Müttern und älteren Verwandten aus evakuierten Gebieten wie z.B. Köln stammen. Doch auch in Wehrendorf sind die Schüler nicht komplett sicher. Wegen Kohleknappheit und Einquartierungen wird im Winter 1944/45 zunächst nur noch in einem einzigen Schulraum unterrichtet, später wird vorübergehend für mehrere Wochen sogar die gesamte Schule geschlossen, da das Militär den letzten verbliebenen Raum nutzt.

Doch auch als der Unterricht wieder startet gibt es immer wieder Beeinträchtigungen. Tritt der Alarm während des Unterrichts ein, so laufen die nahebeiwohnenden Kinder zügig nach Hause, die anderen werden auf die Keller der Nachbarhäuser verteilt.  So kommt es, dass die Schule zu Beginn des Jahres 1945 nun endgültig komplett geschlossen wird. Man kann sich vorstellen, dass die immer häufiger werdenden Nachrichten über verstorbene Angehörige sowie die eigenen Erlebnisse und die Luftgefahr für die Kinder psychisch sehr schwer zu verkraften sind.

1944
4.4.1945

Englische Truppen ziehen von Schledehausen kommend in Wehrendorf ein. Da es in Wehrendorf jedoch keine deutschen Truppen mehr gibt, verläuft alles glücklicherweise ohne blutige Kämpfe. Am 8.5.1945 kapituliert das Dritte Reich der Nationalsozialisten. Die Wehrendorfer Schule bleibt jedoch noch bis zum 10.9.1945 geschlossen.

4.4.1945

Bilder einer Beispielschule um 1920 (Freilichtmuseum Münster)

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

10.09.1945

Die Nachkriegszeit

An diesem Tag wird die Wehrendorfer Schule nach dem für alle fürchterlichen Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Diktatur wieder eröffnet. Aus der Gemeinschaftsschule wird wie vor dem Jahr 1936 wieder die „Evangelische Volksschule Wehrendorf“. Die 26 katholischen Kinder können allerdings bleiben. Sie erhalten in den Nachkriegsjahren jeweils 2 Stunden katholischen Religionsunterricht.  Zum Schuljahr 1946 besteht die Schule dann aus 123 Kindern (83 Schüler aus Wehrendorf, 3 Kinder aus evakuierten Familien sowie 37 Kinder aus Flüchtlingsfamilien).  In der Anfangszeit nach dem Krieg fehlen viele Dinge, die für einen guten Unterricht notwendig sind: Dazu gehören u.a. Kohlen (zum Heizen des Klassenraums), Schulbücher, Schulhefte, Griffel, Stahlfedern, Kreide usw. Doch mit der Währungsreform 1948 wird die Situation allmählich besser.

10.09.1945
1956

Die Kinder aller Jahrgänge fahren zum ersten Mal zum Theater am Domhof nach Osnabrück und dürfen das Märchen „Hänsel und Gretel“ anschauen. Das ist natürlich ein großes Ereignis für die Wehrendorfer Schüler, sodass in den nächsten Jahren viele weitere Märchenaufführungen folgen sollen. Im gleichen Jahr startet die Schule für alle älteren Kinder mit Ausflügen z.B. in den Zoo nach Osnabrück oder Preußisch-Ströhen, ins Sauerland, in die Lüneburger Heide, nach Bremen, Hannover usw. 

1956
1956

Da die bisherigen Schulgebäude aus den Jahren 1869 und 1887 nicht mehr den modernen Anforderungen entsprechen und immer reparaturbedürftiger werden, entscheidet man sich dazu, einen Schulneubau in Angriff zu nehmen. Dieser soll nun auch einen dritten Klassenraum enthalten, denn bisher ist man in der Schule aus Platzmangel dazu gezwungen, die vorhandenen drei Klassen in Schichten (vormittags und nachmittags) zu unterrichten. Als Bauplatz legt man sich auf eine Stelle am Wischland, also am westlichen Ortsrand in landschaftlich schöner Lage, fest. Dies war bis dahin ohnehin Schulgrund gewesen. Die alten Schulgebäude und einige Grundstücke werden verkauft. Der erste Spatenstich erfolgt am 23.10.1956, die Grundsteinlegung am 16.11.1956 und das Richtfest am 18.12.1956.

1956
1957

Das Wehrendorfer Kollegium inklusive Ehrengäste

1957
19.10.1957

Feierliche Einweihung des neuen Lehrerwohnhauses und der neuen Schule mit nun drei Klassenräumen. In diesem Zusammenhang muss ausdrücklich betont werden, dass die Ausschachtungsarbeiten zur Kosteneinsparung auf freiwilliger Basis durch Wehrendorfer Bürger erfolgt. Durch die neu gebauten Gebäude bricht für die Wehrendorfer Schule eine neue Epoche an.

19.10.1957
1963

1963 finden erstmals nach Kriegsende wieder Wahlen zu Elternvertretungen in Schulklassen und zum Schulelternrat statt.

1963
1966

1966 findet zum letzten Mal die Einschulung an Ostern statt. Seitdem beginnt das offizielle Schuljahr bundeseinheitlich immer am 1.8. jedes Jahres (auch wenn manchmal natürlich noch Sommerferien andauern).

1966
1967

1967 wird ein Erweiterungsbau mit einem zusätzlichen Klassenraum errichtet, denn es sind durch das ewige Auf- und Ab der Schulklassenanzahl mittlerweile wieder 4 Klassen notwendig geworden. Der seit 7 Jahren erforderliche Schichtunterricht kann so wieder entfallen.

1967
1968

1968 Im Zuge mehrerer Reformen versucht man in Deutschland die ländlichen Schulverhältnisse umzugestalten. In kleineren Orten wie Wehrendorf sollen lediglich die Klassen1 bis 4 in einer Grundschule erhalten bleiben. Die Klassen 5 bis 9 hingegen sollen in einem größeren Ort (Bad Essen) vereinigt werden. In diesen neuen Mittelpunktschulen sollen dann verschiedene Fachräume u.a. für den Naturkundeunterricht, Hauswirtschaft und den Werkunterricht eingerichtet werden. So kommt es, dass am 1.8.1968 die Klassen 7 und 8 und zwei Jahre später am 1.7.1970 die Klassen 5 und 6 zur Mittelpunktschule nach Bad Essen abgeschult werden. Die neu eingeführte 9. Klasse ist bereits bei ihrer Entstehung 1962 zentral in Bad Essen eingerichtet worden.

1968
24.9.1971

Der seit 1970 Jahr geplante Bau eines Kindergartens der noch eigenständigen Gemeinde Wehrendorf wird feierlich eingeweiht. Standort ist das Grundstück direkt unterhalb der Schule am Tiefen Weg. Am 1.10.1971 startet die Einrichtung unter der Leitung von Christa Jäger mit zunächst 48 Kindern. Durch die räumliche Nähe zwischen der heutigen Evangelischen Kindertagesstätte Springlebendig Wehrendorf und der Grundschule Wehrendorf, wird seit Beginn eine enge Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen gepflegt und gemeinsame Aktionen durchgeführt. Für kleine und große Kinder ist dies eine ideale Kontaktmöglichkeit miteinander.

24.9.1971
1973

1973 werden erstmals in Wehrendorf auch Kinder mit Migrationshintergrund beschult (3 Kinder aus dem damaligen Jugoslawien, 8 Kinder aus der Türkei).

1973
1979

Ab dem 1.8.1979 haben die Schüler jeden vierten Samstag im Monat schulfrei, ab dem 1.2.1982 dann jeden zweiten und vierten Samstag frei. Erst seit dem 1.8.1992 ist es für alle Kinder normal, dass sie jeden Samstag unterrichtsfrei haben. Diese 5-Tage-Woche erfolgt auf Wunsch der Eltern und ist heute nicht mehr

1979
1985

1985 erfolgt eine erneute Erweiterung des Schulgebäudes, die am 18.12. feierlich eingeweiht wurde. Hierzu gehörten: 1 neuer Klassenraum, 2 Verwaltungsräume (= 1 Lehrerzimmer und 1 Schulleiterzimmer) , 1 Bodenraum sowie 1 Mehrzweckraum im Keller. Der letztgenannte Raum dient noch bis zum Jahr 2021 als Dorfgemeinschaftsraum für Veranstaltungen der Dorfbewohner, zugleich aber auch für Veranstaltungen der Schule.

Durch die Erweiterung 1985 haben nun alle vier Klassen endlich einen eigenen vollwertigen Klassenraum. Dies muss für die Lehrkräfte eine große Erleichterung gewesen sein.

1985
1999

1999 feiert der Ort Wehrendorf sein 925jähriges Bestehen. Auch die Grundschule Wehrendorf beteiligt sich an den dazugehörigen Feierlichkeiten. In diesem Zusammenhang wird vom Naturschutz- und Verschönerungsverein Wehrendorf auch eine Ortschronik herausgegeben, die unter anderem viele interessante Informationen über die Ortschaft selbst, aber auch über die Schule beinhaltet. Sie ist nach wie vor u.a. im Rathaus in Bad Essen käuflich zu erwerben.

1999

Das 21. Jahrhundert

2006

50 jähriges Jubiläum des Wehrendorfer Schulneubaus



2006

Aus Gründen der Nachhaltigkeit erhält die Grundschule Wehrendorf auf ihrer Dachfläche eine große und moderne Solaranlage.

Die Grundschule Wehrendorf erhält einen Computerraum mit zehn modernen Rechnern. Heute stehen hier für die Schüler eine große Anzahl von Laptops, die im Unterricht vielfältig eingesetzt werden. Für die Klassenräumen stehen heutzutage zusätzlich jeweils Medienwagen mit Laptops und Beamern bereit.

2009

Da der bisherige Schulhof und die vorhandenen Spielgeräte sehr in die Jahre gekommen sind, wird unter der gemeinsamen Bauleitung von Schulleiterin Carola Aubke und ihres Vaters Karl-Heinz, der sehr großen Mithilfe verschiedener Institutionen, der Lehrer- und Elternschaft, der Schüler, der Wehrendorfer Dorfgemeinschaft, der Landjugend und sonstiger Freiwilliger der Schulhof komplett neugestaltet. In unzähligen freiwillig abgeleisteten Arbeitsstunden und Wochenenden, für deren großartiges Ergebnis man noch heute zu großem Dank verpflichtet ist, werden u.a. Büsche, Hecken und Bäume angepflanzt, Wege, Flächen und Treppen gepflastert, eine halbrunde Versammlungsmöglichkeit mit Sitzgelegenheiten für Schulveranstaltungen angelegt und eine überdachte Bühne geschaffen. Auch neue Spielgerätschaften kommen hinzu, sodass der große, schön gestaltete Schulhof der Grundschule Wehrendorf noch heute den Kindern viele attraktive Spielmöglichkeiten bietet.

2009
2009

Die Grundschule Wehrendorf wird zur Ganztagsschule. Die Kinder können nun in der Schule auch ein Mittagessen bekommen, erhalten Hausaufgabenunterstützung und können in unterschiedlichen AGs gemeinsam Spaß haben. Aufgrund des wachsenden Zulaufs für den Ganztag wird einige Jahre später die bisher von der Dorfgemeinschaft genutzte Küche aufwändig renoviert und erweitert. Zudem wird im Schulgebäude ein zusätzlicher Mensaraum eingerichtet, der ehemals als Versammlungsraum für die Freiwilligen Feuerwehr gedient hatte. 

2009
2012

Der Schul-TÜV kontrolliert über mehrere Tage die Wehrendorfer Grundschule und bescheinigt ihr ein exzellentes Ergebnis bei der Untersuchung. Schulinspektor Günther Hoppe lobt u.a. das Engagement der Schule sowie die Kooperationen mit Kindergarten, anderen Schulen und weiteren externen Partnern, wie etwa den örtlichen Vereinen. Er verkündete: „Hier ist die Schule die Kirche im Dorf.“ An den Schulträger gewandt fügte er hinzu: „Ein so wohlfunktionierendes System muss erhalten bleiben.“

2012
2020

Durch den „Digitalpakt Schule“ und größere Investitionen des Schulträgers in die Grundschule Wehrendorf im Bereich Digitalisierung bricht ein neues, modernes Zeitalter an. Schüler und Lehrer sind sehr dankbar dafür und profitieren gleichermaßen u.a. von der neuen digitalen Technik, der deutlich verbesserten Infrastruktur und besserer Vernetzung.

2020
2020

Im Zusammenhang mit dem Corona-Virus und der weltweiten Pandemie müssen in ganz Deutschland zeitweise die Schulen geschlossen werden. Eine außergewöhnliche Situation für Schüler, Eltern und Lehrkräfte. Die von den Eltern geleisteten Unterstützungen beim Lernprozess ihrer Kinder können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Wort „Homeschooling“ ist in aller Munde. Durch zahlreiche Arbeitspläne, Arbeitsblätter, digitale Arbeitsmaterialien und Erklärvideos, die vor allem über IServ den Schülern und Eltern bereitgestellt werden, unterstützen die Lehrkräfte so gut wie möglich die Schüler in den Wochen der Komplettschließungen. Auch für sie ist die Situation technisch wie strukturell sehr herausfordernd und nur dank großen zusätzlichen Einsatzes zu bewältigen. Über Videokonferenzen gibt es in dieser Zeit regelmäßigen Sichtkontakt und die Austauschmöglichkeit mit Lehrkräften und Schülerschaft, so dass die Klassengemeinschaft fortgeführt werden kann. Nach einigen Wochen folgt in Niedersachsen das sogenannte „Wechselmodell“ des Schulbesuchs. Es hat die Halbierung der Schülerzahl im Klassenraum und dadurch eine Reduzierung der Ansteckungsmöglichkeit zum Ziel. Erst später kehrt man schließlich schrittweise zum von allen Seiten lang ersehnten Präsenzunterricht zurück. Die zeitweise verpflichtenden Masken zum Schutz der Atemwege (zunächst aus Stoff, später auch als medizinische Maske oder FFP2-Maske) sowie die Abstands- und Hygieneregeln begleiten den Schulalltag aber noch über mehrere Jahre.
Um die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus zur Zeit der Pandemie zu minimieren und für die Kinder guten Unterricht zu ermöglichen, finanzieren Lehrerschaft und Elternschaft gemeinsam mit einem Sponsor aus Bad Essen für alle vier Klassenräume große Lüftungsgeräte. Die Lüftungsgeräte sind nicht wahllos gewählt, sondern werden ausdrücklich aufgrund ihrer Wirksamkeit gegen das Corona-Virus von der Universität der Bundeswehr in München bzw. dem Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik für den Schulbetrieb empfohlen. Ein riesiges Dankeschön an alle Spender!

2020
2021

Unter anderem durch neue Baugebiete wächst die Schülerschaft in Wehrendorf beständig an. Dies erfordert zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder eine Zweizügigkeit in Klasse 1. Da kein 5. Klassenraum für die neu zu schaffende Klasse 1b zur Verfügung steht, entschließt sich die Gemeinde Bad Essen dazu, den seit vielen Jahren als Versammlungsraum für die Wehrendorfer Dorfgemeinschaft genutzten Raum aufwändig umzubauen. Ein großes Dankeschön der Schule gebührt damit sowohl der Gemeinde Bad Essen für die ansprechend gestaltete neue Räumlichkeit inklusive Lüftungsanlage sowie der Wehrendorfer Dorfgemeinschaft, die zu Gunsten der neuen Klasse 1b auf ihren Stammraum verzichtet. Es zeigt sich einmal mehr, dass ein stets vertrauensvoller, freundschaftlicher Kontakt mit gegenseitiger Rücksichtnahme zwischen Schule und Dorfgemeinschaft besteht.  

2021
2022

Der BNE-Schwerpunkt der Schule im Bereich Naturschutz- und Umweltbildung wurde durch ein 2 m hohes Insekten- und Igelhotel sowie durch die Anschaffung und Bewirtschaftung mehrerer Hochbeete mit regionalem Gemüse weiter ausgebaut. Das „grüne Klassenzimmer“ ermöglichte durch die mobilen Sitzmöglichkeiten auch Unterricht in der Natur bzw. vor Ort.  

2022
2023

Im Frühjahr wurde vom Schulträger eine moderne Lüftungsanlage eingebaut. Diese versorgt ausnahmslos alle Klassenräume nun stets mit frischer Außenluft. Die schon zuvor durch die speziellen Umluft-Lüftungsgeräte gut gefilterte Luft, wird durch diese „große Lösung“ nun sogar noch verbessert. Sie gewährleistet zukünftig optimalen Unterricht auch bei einer möglichen neuen Pandemie.

2023

Ausblick in die Zukunft

Auch die weitere Perspektive der Schule in den nächsten Jahren ist gut. Mehrere neue Räumlichkeiten für die Erweiterung der Grundschule Wehrendorf sind in Machbarkeitsstudien bereits mit dem Schulträger ausführlich geplant und werden die Situation für Schüler und Lehrer vor Ort weiter verbessern. Eine Auszeichnung als „Deutsche Schachschule“ noch in 2023 wird ebenfalls angestrebt zumal alle Voraussetzungen hierfür bereits jetzt erfüllt werden.

Interessantes zum Schluss:

Eine Übersicht über alle Schulleiter seit Beginn der Wehrendorfer Schule

JahrSchulleiterBemerkungen
ca. 1650 – 1704Unbekannt; Im Jahre 1662 verwaltete ein Herr Haarmeyer die Schule.Seit wann und wie lange er im Amt war ist leider nicht überliefert.
1704 – 1763Johann Caspar Schröder 
1763 – 1764Jobst Heinrich Schröder 
1764 – 1787Clamor Heinrich ClausingSiehe Anekdote Teil 1
1787 – 1837Clamor Adolph ClausingSiehe Anekdote Teil 2
1837 – 1852Johann Friedrich Koch 
1852 – 1856Stoppenbrink 
1856 – 1886Christoph Hermann Bernhard Möller 
1886 – 1922Gerhard Friedrich Johanniemann 
1923 – 1955Fritz Paul Zieglerseit 1910 Lehrer in Wehrendorf
1956 – 1966Theodor Beyerseit 1950 Lehrer in Wehrendorf
1966 – 1981Richard Jäger 
1981 – 2006Margret Waldau (später Margret Seiters) 
2006 – 2022Carola Hunger (später Carola Aubke)seit 2004 Lehrerin in Wehrendorf
2022 – heuteDaniel Adlerseit 2011 Lehrer in Wehrendorf; kommissarischer Schulleiter
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