In der Woche vom 29.04.2024 bis zum 03.05.2024 tauchten die Wehrendorfer Kinder in eine teilweise unbekannte Welt ein und erlebten eine echte Zeitreise.
Passend zum Jubiläum der Ortschaft Wehrendorf, die in diesem Jahr ihren 950. Geburtstag feiert, entschied sich die Schulgemeinschaft dazu, im Jahr 2024 eine Projektwoch zum Thema „Leben damals und heute“ zu machen. Zu den Höhepunkten dieser ereignisreichen Woche gehörte sicherlich der Besuch im Museumsdorf Cloppenburg. Beispielhaft soll hier der Besuch einer alten Dorfschule aus dem 18. Jahrhundert durch die Klassen 1 und 2 erwähnt werden. Hier lernten sie u.a. eine neue Schrift -die sogenannte „Deutsche Schreibschrift bzw. Deutsche Kurrentschrift“- kennen. Das Erstaunen der Kinder war bei einigen dieser Schreibschriftbuchstaben groß. „Was? Das soll ein „d“ sein?
Schwierig wurde es vor allem dann, als in der fremdartig anmutenden Schrift auch noch der Name auf das Papier geschrieben werden sollte. Das verlangte den Kindern trotz Vorlage (siehe Bild unten) so Einiges an Geschicklichkeit ab.
Doch nicht nur das Schreiben war neu. Auch die strengen Regeln (z.B. die Trennung von Mädchen und Jungen bereits vor dem Schulgebäude sowie im Klassenraum, die Positionierung der Hände auf dem Tisch, vorgeschriebene Frisuren, das Aufstehen beim Sprechen, das Verbot, unaufgefordert im Unterricht etwas zu fragen, der Rohrstock zur Bestrafung usw.) hinterließen bei den Kindern einen tiefen Eindruck. Geschrieben wurde zudem nicht in ein Heft, sondern auf eine kleine Kreidetafel. Als Schultasche hatte man einen kleinen Holzkasten. Wenn man gut gearbeitet hatte, so bekam man vom Herrn Lehrer ein Zeichen auf die Rückseite dieses Kastens geschrieben. Wer besonders viel richtig gemacht hatte und fleißig war, der bekam im Laufe der Zeit mehrere Zeichen. Daher stammt noch heute der Ausdruck: „Jemand hat viel auf dem Kasten“ für eine Person, die viel weiß. Interessant, nicht wahr?
Auch sonst gab es im Museumsdorf viel zu sehen: Alte Tierrassen wie besondere Schweine, Mühlen, alte Heuerhäuser und große Bauernhöfe mit ihren speziellen Besonderheiten galt es zu besichtigen. Einige Kinder durften Butter auf traditionelle Art herstellen, andere damaliges Essen zubereiten, wieder andere stellten aus alten Gegenständen wieder etwas Neues her. Die heutige Wegwerfkultur war damals nämlich ganz und gar nicht verbreitet.
Auch an den anderen Tagen der Projektwoche wurde viel unternommen. Dazu gehörten z.B. der interessante Besuch einer Stellmacherei sowie einer Dorfschmiede in Harpenfeld. Hier erfuhren die Kinder, wie damals Räder und Nägel hergestellt wurden und was ein „Köter“ ist (Nein, kein Hund und auch kein Kötter!). In der Bad Essener Wassermühle, dem Wahrzeichen unserer Gemeinde, sahen die Kinder nicht nur ein riesiges Holzrad, sondern Zahnräder von gewaltigem Ausmaß. Mit einem kleinen Mahlstein durften die Kinder zudem mit ihrer Muskelkraft ausprobieren, wie mühselig das Mahlen des Korns damals gewesen war.
Am Schluss folgte für einige Gruppen noch eine kurze Führung durch Bad Essen, bei der u.a. auf die Bedeutung der Familie Rickmers für Bad Essen, den Meyerhof, die Bleichewiese, die ehemaligen Badehäuser, die Solequelle und auch die Augenquelle hingewiesen wurde.
Der Freitag, der als letzter Tag der Projektwoche angedacht war, beinhaltete die Präsentationen der verschiedenen Klassen zu den erlebten Dingen. Hier war jederzeit spürbar, wie viel die Kinder im Laufe der vergangenen Tage dazugelernt hatten (z.B. über die Milchleistung und Größe der Kühe im Vergleich zu heute oder über eine Maschine mit Laufrad, die mit Hilfe eines Hundes Butter stampfte). Alle Klassen gaben sich große Mühe und hatten viel vorbereitet. So musste die Präsentation durch die Vielzahl der Beiträge sogar noch am Montag in die „Verlängerung“ gehen.
Als Zeitzeuge war von der Schule übrigens Friedrich Kleinschmidt (Jahrgang 1936) aus Brockhausen eingeladen worden. Dieser beherrschte nicht nur das damals gesprochene Wittlager Platt und konnte den Kindern eine Hörprobe vermitteln, sondern berichtete auch über seine eigene Schulzeit. Dies animierte die Schüler zu zahlreichen Fragen an ihn, die er gerne beantwortete.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Projektwoche für jede Altersstufe viele spannende Inhalte bot, die teilweise sogar in der Praxis ausprobiert werden konnten. Die 950 Jahr-Feier kann also kommen! Zudem können wir jedem nur empfehlen, vielleicht auch einmal mit der Familie die Dorfschmiede und Stellmacherei in Harpenfeld oder die geöffnete Wassermühle in Bad Essen zu besuchen. Es lohnt sich. Unsere Gemeinde hat viel zu bieten!